Schauspiel in fünf Akten von William Shakespeare
Deutsch von August Wilhelm Schlegel
Texteinrichtung von Francis Hüsers
Aufführungsdauer: 2 Stunden, 30 Minuten, eine Pause
Was will Hamlet eigentlich?
Will er wirklich den Mord an seinem Vater rächen, oder folgt sein Racheplan nur einer durch die Konvention vorgegebenen Spur? Ist sein vorgetäuschtes „Irre-Sein“ nur dazu da, den Racheplan nicht zu verraten oder dient das Ganze ihm auch, um sich von Ophelia loszusagen, die er nicht mehr lieben kann, nicht mehr lieben darf ...? Hamlet begehrt gegen das System auf und gehorcht doch der mörderischen Tradition fast schon übereifrig. Hamlet liebt und leidet, verstößt und verstört, brilliert philosophisch und richtet mordend sein Umfeld hin. Aber er tut all das „mit der Anmut eines James Deans“, wie der große Shakespeare-Kenner Jan Kott es formulierte. So zerstört Hamlet sein eigenes Leben wie das der wohl einmal aufrichtig geliebten Ophelia – „der Rest ist Schweigen“ ...
In der Reihe der hauseigenen Produktionen klassischer Schauspielstücke bringt das Theater Hagen nach Schillers Die Räuber und Shakespeares Sommernachtstraum nun das wohl berühmteste Drama der abendländischen Kultur überhaupt auf die Bühne.
Die Inszenierung von Intendant Francis Hüsers in der Ausstattung von Mathis Neidhardt, der erstmals in Hagen arbeitet, fragt nach den Anliegen junger Menschen und ihrem unverstandenen Willen zum Protest. Shakespeares überaus vielschichtiges Schauspiel begeistert durch das Zusammenspiel seiner komischen, anrührenden sowie intellektuell anregenden Momente und gewährt dabei beste Theater-Unterhaltung.
James Dean als Inspiration
„Für seine ‚Hamlet‘-Inszenierung ließ sich Francis Hüsers von der Rebellen-Ikone James Dean inspirieren. So spielt Michael Mayer Hamlet als jugendlichen Wirrkopf im realistischen Tankstellen-Setting (Ausstattung: Mathis Neidhardt) der 1950er-Jahre. […] Hüsers hat nicht nur den Text gestrafft und leicht modernisiert, sondern auch das Personal reduziert. […] Doch der Klassiker funktioniert –ob seiner Bekanntheit – trotzdem. […] Die poppige Atmosphäre wandelt sich im Laufe der gut zweistündigen Aufführung. Nach und nach wird das hübsche Tankstellen-Bühnenbild abgebaut und die Mimen wechseln vom farbenfrohen 1950er-Jahre-Look in zeitlos schwarze Kostüme. […] Inspiriert zum letzten eindrucksvollen Bild hat Hüsers ein Gedicht von Heiner Müller.“
Die Tankstelle ist ein Symbol für Stillstand im Transit
„Die Tankstelle ist ein Symbol für Stillstand im Transit. Mitten im US-amerikanischen Nirgendwo verortet das Theater Hagen ‚Hamlet‘ in einem vergessenen Petrolarium aus den 1950er Jahren. Shakespeares Titelheld ist hier nur noch eine Zigarettenmarke auf einer Reklametafel. Bühnenbildner Mathis Neidhardt hat mit dieser Tankstelle eine spektakuläre Raumarchitektur entworfen. (…) Michael Mayer betritt gewissermaßen als Hamlet-Zeitmaschine aus dem Parkett die Szene. Damit macht der junge, hoch begabte Schauspieler deutlich, dass er nicht nur den Hamlet verkörpert, sondern gleichzeitig in Verbeugung vor dem Dramatiker Heiner Müller reflektiert, wie ein Schauspieler den Hamlet spielt. Intendant Francis Hüsers schtäzt als Regisseur solche metadramatischen, an Brechts episches Theater angelehnten Brechungen.“
Viel und lauter Beifall für diesen Abend