Komische Oper von Gioacchino Rossini
Komische Oper in zwei Akten
In italienischer Sprache mit deutschen Übertexten
Aufführungsdauer: 2 Stunden 45 Minuten
Eine Pause
Das Leben schreibt die besten Geschichten – das denkt jedenfalls der Dichter Prosdocimo, als ihm einfach keine Idee für eine neue Oper einfallen mag: Wie wunderbar, dass sich das Eheleben seines Freundes Geronio vorzüglich als Vorlage für eine komische Oper eignet. Geronios temperamentvolle Ehefrau Fiorilla kann sich vor Verehrern kaum retten. Auch dem türkischen Fürst Selim, der in Neapel die europäischen Gebräuche kennenlernen möchte, hat sie den Kopf verdreht. Fiorilla ist einer Affäre mit dem exotischen Mann keineswegs abgeneigt. Dass es in Italien aber leider nicht gern gesehen wird, wenn man einem Mann seine Ehefrau abkaufen will, versteht Selim recht schnell. Doch er lässt nicht locker: Er droht, Fiorilla zu entführen. Prosdocimo triumphiert – die Geschichte seiner Oper soll in einem grandiosen Finale enden. Dafür hat er Selims ehemalige Geliebte zum Maskenball geladen und will nun die richtigen Paare zusammenführen.
Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion werden in Il turco in Italia durch die Figur des Spielemachers Prosdocimo verwischt. Rossini war zum Zeitpunkt der Uraufführung 1814 der beliebteste Komponist Europas, und mit dieser leichthändigen Parodie auf die Stereotype der Opera buffa gelang es ihm, ein weiteres Werk zu schaffen, das durch seine überschäumende Lebensfreude bis heute begeistert.
Das Theater Hagen rockt Rossinis Oper
„[…] Das Theater Hagen gräbt den turbulenten Stoff jetzt in einer Inszenierung aus, die im Sinne des Wortes bildschön ist und wahrhaftig Fallhöhe hat. Dafür bedankt sich das Publikum mit sehr langem Beifall. […] Wer wird denn gleich in die Luft gehen, wenn ihn seine Frau betrügt? Rainer Zaun schwebt an einem Seil mitten in die Szene. Das ist ein verrückter Effekt. Und davon gibt es viele in der gut gearbeiteten Inszenierung von Christian von Götz. […] Rossinis schnurrende Koloraturen sind eine Herausforderung für die Sänger und die Regie. Von Götz übersetzt sie in Bewegung, wo nötig auch in Slapstick. […] Wer ist nun diese Fiorilla? Marie-Pierre Roy spielt und singt Rossinis Herzensheldin als bezaubernd selbstbewusste Frau, die sich in schwarzen Strapsen aus ihrer rosa Beziehungskiste schlängelt, im Kleopatra-Kostüm auf Rollschuhen gleitet oder als Pola-Negri-Double mit Straußenfederkragen alle Herzen bricht. Ihre Koloraturen sitzen wie angegossen. […] Rossini-Komödien sind unfallträchtig, weil das Tempo so hoch ist. […] Der Hagener „Turco“ kitzelt diesen Drive heraus, unterstützt von Andreas Vogelsberger am Cembalo und Kapellmeister Steffen Müller-Gabriel mit den Philharmonikern. […] Dem Hagener „Turco“ gelingt die schwierige Balance, das Publikum mit ungewöhnlichen Ideen zum Lachen zu bringen, aber gleichzeitig mit leichter Hand zarteste Poesie darüber zu weben. So rockt Rossini in Hagen."
Ein wirklich komischer Abend
„Einen Film will er drehen, der Herr Prosdocimo, seines Zeichens Regisseur. Und so zeigt er seinem Produzenten einen Prototypen, während Steffen Müller-Gabriel mit dem Philharmonischen Orchester Hagen die Ouvertüre zu Gioacchino Rossinis Il Turco in Italia intoniert. Und es ist schreiend komisch, wie Christian von Götz in diesem Stummfilm das wilde Liebestreiben in Rossinis Oper mit übertriebener Gestik und Mimik der Darsteller in wenigen Minuten auf den Punkt bringt. […] Christian von Götz inszeniert Il Turco in Italia als das, was es ist: Ein munterer Beziehungsreigen, den zu durchschauen den Betrachter genauso überfordert wie die Beteiligten. Situationskomik steht im Mittelpunkt. […] Und immer wieder schieben Revuegirls pinkfarbene Holzkisten auf die Bühne, in denen die Figuren in großer Nähe darstellen müssen, wie gerade ihr Verhältnis zueinander ist. In diesen Szenen gelingt es von Götz perfekt, den Charakter von Rossinis Komödie zu erfassen. Großartig, wie Überraschung und Ungläubigkeit ob der gesponnenen Intrigen verbildlicht werden. […] Ein wirklich komischer Abend im Theater Hagen, zum Abschalten und sich einfach mal von Situation zu Situation ins Lachen fallen lassen. Das muss auch mal sein. Das Premierenpublikum honorierte dies mit ganz viel Applaus."