Die historische Rivalität der Königinnen Maria Stuart von Schottland und Elisabeth I. von England wurde mit Schillers im Jahre 1800 uraufgeführtem Drama in eine Fiktion unglaublicher Dichte verwandelt. Denn hier stehen sie sich buchstäblich gegenüber: die katholische, charismatisch-verführerische Maria, die als schottische Königin vertrieben nach England floh, von Elisabeth I. aber gefangen gehalten und 1587 schließlich hingerichtet wurde, auf der einen und Elisabeth I., als Tochter Heinrich VIII. und Anne Boleyn von der katholischen Welt als Königin von England nicht anerkannte Regentin, auf der anderen Seite. In Schillers von der Historie abweichendem „Trauerspiel“ halten die beiden nicht nur persönliche Zwiesprache, sondern konkurrieren auch in Liebesdingen miteinander. Goethe soll angeblich noch vor der Uraufführung in dem ihm durchaus geläufigen drastischen Tonfall geäußert haben: „Mich soll nur wundern, was das Publikum sagen wird, wenn die beiden Huren zusammenkommen und sich ihre Aventüren
vorwerfen.“
Aber nicht nur die Konfrontation der Königinnen beweist hier Schillers Meisterschaft, sondern auch die tief ergründete Psychologie „politisch“ Handelnder – von der mächtigen Herrscherin und ihrer Rivalin abwärts zu ihren Beratern und Diplomaten, die im perfiden Kalkül Elisabeths nur verlieren können.
Das Theater Hagen setzt mit Maria Stuart die Reihe hauseigener Inszenierungen ‚klassischer‘ Dramen (Schiller, Shakespeare, Tschechow, Goethe) fort – unter Mitwirkung von Gast-Schauspieler*innen, die in dieser Reihe bereits eindrücklich in Hagen zu erleben waren.