Tanz auf dem Vulkan
(Maša) Kolar verankert das Fabelwesen in der zeitgenössischen Realität. Sie betrachtet ihn als ein selbstverliebtes, introspektives Wesen, das den Kontakt zur Außenwelt meidet. Petra Pavičić hat für die ansonsten leere Bühne, die mit einem großartigen Lichtspiel von Martin Gehrke ausgeleuchtet wird, einen riesigen Ring konstruiert, in dem sich Matteo Castelletta als Faun mit großartiger Akrobatik bewegt. (…)
Für Trafton ist es eine riesige Herausforderung das Spiel des Orchesters genau mit den Tänzerinnen und Tänzern abzustimmen, die er aufgrund des Vorhangs ja nicht sehen kann. Er meistert diese Aufgabe jedoch mit Bravour, so dass man zu Recht sagen kann, dass Musik und Tanz hier eine großartige Einheit eingehen.
Er (Nappa) lässt seine Kreation in einem Vulkankrater spielen. Da er in Neapel aufgewachsen ist, hat ihn das Bild des nahen gelegenen Vesuvs genauso geprägt wie seine Faszination für Strawinskys Komposition.(…)
Für ihn spielt der Zyklus des Lebens darin eine große Rolle. So beginnt seine Kreation mit einem dargebrachten Opfer. Eine junge Tänzerin liegt in der Mitte der Bühne, und im Bühnenlicht regnet sanfte Asche auf sie herab, was wohl als die Nachwirkungen eines Vulkanausbruchs gedeutet werden kann. (…)
Das wird alles sehr intensiv von der Compagnie umgesetzt, und Strawinskys Musik in der hervorragenden Interpretation des Philharmonischen Orchesters Hagen unter der Leitung von Trafton leistet das Übrige. Christian Held greift im Bühnenbild die Ringform aus den ersten beiden Teilen des Abends vor der Pause in abgewandelter Form wieder auf. Dieses Mal ist es allerdings der Krater eines Vulkans, der durch Einsatz der Drehbühne fast ein Eigenleben erhält. Die Compagnie und das Orchester werden mit frenetischem Applaus gefeiert.
FAZIT
Eine Neukreation von Strawinskys Meisterwerk ist immer interessant. In Hagen wird die Choreographie zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Thomas Molke (Online Musik Magazin)