Salome lebt am Hof ihrer Mutter Herodias und ihres Stiefvaters Herodes. Immer wieder hört die Prinzessin die Stimme des Propheten Jochanaan, der dort gefangen gehalten wird. Von lustvoller Faszination getrieben sucht sie die Begegnung mit dem Asketen und möchte ihn küssen, doch er wehrt ihre Annäherungsversuche ab. Ihr lüsterner Stiefvater erklärt sich bereit, Salome jeden Wunsch zu erfüllen, wenn sie für ihn tanze. Mit ihrer Forderung schockiert die Prinzessin allerdings, denn sie will den Kopf des Jochanaan – präsentiert auf einem Silbertablett.
Mit seinem Einakter Salome schuf Oscar Wilde 1893 ein Drama von fesselnder Eindringlichkeit. In ihm wird die titelgebende judäische Prinzessin, Projektionsfläche erotischer Fantasien wie dämonisierte Rebellin, zum Sinnbild des Konflikts zwischen Askese und Leidenschaft. Richard Strauss adaptierte den Dramentext zu einer Oper, die bereits vor der Uraufführung 1905 zum regelrechten Skandalstück wurde. Das liegt nicht nur an der Handlung, die bewusst mit den Grenzen der damaligen Sittlichkeit spielt und sie über weite Strecken überschreitet, sondern auch an Strauss’ überwältigender Musik, die Wildes Text eine völlig neue Dimension verleiht. Die Kombination von spätromantischen schillernden Klangwelten und radikaler Kompositionssprache der frühen Moderne erstaunte und begeisterte das Publikum der damaligen Zeit gleichermaßen. Salome wurde zum Welterfolg und Strauss dadurch zum reichen Mann.
Die junge Regisseurin Noa Naamat, die u. a. bereits am Royal Opera House Covent Garden sowie an der Königlichen Oper Kopenhagen gearbeitet hat und u. a. in Dresden, Weimar und Schwerin inszenierte, wird gemeinsam mit Ausstatterin Bettina John Richard Strauss’ Meisterwerk auf die Bühne des Theater Hagen bringen.