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Suor Angelica (Schwester Angelica) | A room of one's own (Ein eigenes Zimmer)

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    Suor Angelica (Schwester Angelica) | A room of one's own (Ein eigenes Zimmer)

    Oper von Giacomo Puccini | Essay-Oper von Outi Tarkiainen in englischer Sprache mit deutschen Übertexten

    Suor Angelica (Schwester Angelica)
    Oper in einem Akt
    Text von Giovacchino Forzano
    In italienischer Sprache mit deutschen Übertexten

    A room of one's own (Ein eigenes Zimmer)
    Essay-Oper in englischer Sprache mit deutschen Übertexten
    Libretto von Francis Hüsers
    unter Verwendung des gleichnamigen Essays von Virginia Woolf
    Auftragskomposition des Theaters Hagen

    Sonntag, 18. September / 18:00 Uhr
    Normalpreis: 17,50 bis 44,00 Euro
    Großes Haus
        Elberfelder Straße 65, 58095 Hagen

    Beschreibung

    So etwas wie ein Frauen-Opernabend im Doppelpack! Puccinis herzzerreißender Einakter erzählt in emphatischer Musik die Geschichte einer jungen Frau, die ihr uneheliches Kind abgeben musste, um im Kloster Buße zu tun für den sexuellen ‚Fehltritt‘, der zur Geburt des Kindes führte. Als Schwester Angelica erfährt sie Jahre später vom Tod des Kindes und begeht Selbstmord, um ihm nahe zu sein. Unterstützt vom Gesang ihrer Mitschwestern, erweist sich ihr die Mutter Gottes in himmlischer Musik tatsächlich gnädig.

    Die Uraufführung der 60minütigen „Essay-Oper“ A Room of One’s Own der finnischen Komponistin Outi Tarkiainen erzählt zwar keine Geschichte im Stil Puccinis, aber der pointenreiche, von gleichnishaften Handlungsfragmenten und kritisch-witzigen Einsichten überströmende Text von Virginia Woolf bietet Stoff genug für eine Oper. Ihr Anliegen spitzt Woolf in der These zu, eine Frau benötige 500 Britische Pfund im Jahr – 1927 (!) – und ein eigenes Zimmer, um sich als Künstlerin entfalten zu können ... Nach Orchesterwerken mit und ohne Gesangspartien, so u.a. für die BBC Proms in London, ist A Room of One’s Own Tarkiainens erste Opernkomposition, für die sie mit gutem Gespür für den tieferen Gehalt ihrer Musik Woolfs klassisch-feministischen Text als Grundlage aussuchte. Magdalena Fuchsberger wird den Opernabend in der Ausstattung von Monika Biegler als wechselseitigen Kommentar beider Stücke aufeinander inszenieren – Überraschungen nicht ausgeschlossen.

     

    Rezensionen

    EIN GROSSER ABEND

    „Beide Werke zeigen, wie die Gesellschaft mit Frauen umspringt. Angelica wird nach der Geburt eines unehelichen Kinds von ihrer adelsstolzen Familie ins Kloster eingesperrt: ein qualvoller Liebesentzug, der sie traumatisiert. Woolf wiederum rechnet in ihrem kritischen Essay von 1928 mit der Tatsache ab, dass für Frauen in der Kunst kein Platz vorgesehen ist, sie vielmehr grundsätzlich ausgesperrt bleiben – es sei denn, sie verfügen über ein eigenes Zimmer und materielle Unabhängigkeit.
    Im ingeniösen Blick der Regisseurin Magdalena Fuchsberger kommentieren beide Stücke sich gegenseitig. […] Fuchsberger zeigt in einer bis in die Chorpartien individuell ausgefeilten Personenführung das lebensfeindliche, im Klosteralltag herrschende Ritual, das die Schwestern zu Gefangenen macht und ihnen keine eigenen Wünsche erlaubt. […]
    Virginia Woolfs Manifest in ein gesungenes Theaterstück zu verwandeln, war ein kühnes Wagnis. Das die Vorlage geschickt verknappende, den Essay dialogisch auffächernde Libretto stammt von Intendant Francis Hüsers. […] Outi Tarkiainen folgt dem pointenreichen Text und seinen vielen offenen Zwischenräumen mit einer sinnlichen, hochemotionalen Musik, die einen ganz eigenen, geradezu soghaften Ton besitzt. Fuchsberger erfindet zu den Gedankenblitzen der weitgehend handlungslosen Oper gleichermaßen drastische wie anrührende Bilder, die die Aktualität des Themas nicht diskursiv behaupten, sondern sie multiperspektivisch in vielen kleinen, Schlag auf Schlag folgenden Spots visualisieren. Auf diese Weise bricht sie auch das Pathos von Tarkiainens Minimalismus, der sich gleichsam skulptural zu emphatischen Bögen aufstaut und sich wie ein klingender Raum um die Stimmen legt. […]
    Unter der Leitung von Joseph Trafton brilliert das Hagener Orchester mit sinfonischem Schwung in der basslastigen, geerdeten Musik Tarkiainens, zeigt aber ebenso feines Gespür für die diaphanen Farben Puccinis. Beide Male fügen sich der Chor und die vielen kleinen Solopartien nahtlos ins Ganze, Ein großer Abend! Gäbe es eine Auszeichnung für Opernhäuser außerhalb der Metropolen, so wäre Hagen in dieser Saison gewiss der erste Anwärter.“

    Opernwelt

    ÜBERWÄLTIGENDER WOHLLAUT

    „Schwester Angelica ist von ihrer adeligen Familie zur Strafe ins Kloster verbannt worden, weil sie einen unehelichen Sohn geboren hat. Ihre Tante zwingt sie zum Verzicht auf ihr Erbe. Der überwältigende Wohllaut des Puccini-Orchesters wird zur Echokammer für eine Passion, die im Selbstmord endet. Das Chiaroscuro des Bühnenbildes erweist sich als Übersetzung der Partitur, die ihrerseits einen musikalischen Angstraum etabliert.
    GMD Joseph Trafton arbeitet die dunkle Grundierung mit den wenigen aufgehellten Akzenten mit großer Delikatesse heraus, die Cello-Bewegungen, das Herzklopfen, den Horror, der beim Monolog der Tante (Evelyn Krahe) körperlich spürbar wird. Suor Angelica hält sich an die Regeln, bis sie vom Tod ihres Kindes erfährt. Die existenzielle Not der Schmerzensmutter bricht sich bei Angela Davis in einem gewaltigen Schrei Bahn. Es ist einfach wunderbar, welche Entwicklung die Hagener Sopranistin in den vergangenen Jahren gemacht hat. Jüngst begeisterte sie als Kundry in Wagners „Parsifal“, nun gestaltet sie Puccinis große Arie „Senza mamma“ als herzergreifendes, bittersüßes, zum Himmel greifendes Lamento für ein totes Kind, wozu im Orchester schon die Pauken den Trauermarsch anschlagen. […]
    Outi Tarkiainens Partitur ist unaufdringlich, begleitet die Deklamation jedoch mit leisen hochfrequenten Sirrtönen, die wie Fehlfarben, wie ein Nachhall des Ständig-Gestört-Werdens anmuten und möglicherweise ihren Ursprung in dem atmosphärischen Wespensirren von „Suor Angelica“ haben. Erst am Schluss blüht die Deklamation zu einer hoffnungsvollen, utopischen Operngeste auf.
    Der Chor agiert mit großer Konzentration als öffentliche Meinung, während Dorothea Brandt, Maria Markina und Evelyn Krahe als die drei überlebenden Marys das Recht auf schöpferische Entwicklung beanspruchen.“

    Westfalenpost

    Besetzung | So 18.09.2022 / 18:00 Uhr

    Auf einen Blick

    Theater- und Konzertkasse:
    02331/207-3218