Oper in vier Bildern von Georges Bizet
In französischer Sprache mit deutschen Dialogen und Übertexten
Aufführungsdauer: ca. 3 Stunden 10 Minuten, eine Pause
„Die Liebe ist ein wilder Vogel“
Frei und unzähmbar wie die Liebe, die sie besingt, will Carmen ihr Leben abseits aller Konventionen bestreiten. Heimatlos geworden glaubt der junge Wachmann Don José, in dieser Frau seine Bestimmung gefunden zu haben. Um bei ihr zu sein, lässt er alles zurück, was sein Leben bisher ausgemacht hat – seinen Beruf, seine Jungendliebe Micaëla – und schließt sich einer Schmugglergruppe an. Doch als Carmen in Escamillo einen neuen Verehrer findet, verwandelt sich Josés Leidenschaft in fatale Besessenheit.
Carmen ist eine Oper der Unangepassten, der Getriebenen und Suchenden. Bei der Uraufführung sorgte das Werk aufgrund des radikalen Sujets und der Figuren, die sich gegen bürgerliche Moralvorstellungen stellen, für Aufsehen. In mitreißender, mit spanischem Lokalkolorit angereicherter Musik kehrt Komponist Georges Bizet in seinem großen Meisterwerk die tiefsten Leidenschaften und Wünsche, die seine Figuren im Innersten aufreiben und antreiben, nach außen. Zahlreiche Nummern, wie die Habanera und das Lied des Toreros Escamillo, haben heute aufgrund ihrer Popularität ein regelrechtes Eigenleben entwickelt, doch beweist Carmen auch Bizets Gespür für Kontrastwirkungen, indem die Musik von verspielter Leichtigkeit blitzschnell in schicksalshafte Dramatik wechselt.
Regisseur Derek Gimpel bringt mit Carmen zum ersten Mal eine Inszenierung auf die Bühne des Theaters Hagen. Gemeinsam mit Bühnenbildnerin Britta Lammers und Kostümbildnerin Erika Landertinger erzählt er Bizets Klassiker als ein Psychogramm von Menschen auf der Suche nach Zugehörigkeit.
Fotos:Volker Beushausen
Gelungener Auftakt
Zum Auftakt ihrer Abschieds-Saison schenken Intendant Francis Hüsers und Generalmusikdirektor Joseph Trafton ihrem Publikum mit Georgs Bizets Dauerbrenner „Carmen“ nicht nur eine der beliebtesten, sondern auch eine der besten Opern des Repertoires. Das Premieren-Publikum […] reagierte entsprechend begeistert. […]
Der Opern-erfahrene Regisseur Derek Gimpel […] konzentriert sich aber im Wesentlichen und besonders detailliert auf die persönlichen Beziehungen der vier Hauptrollen.
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Dass mit Dorothea Brandt eine Sängerin mit einer großen strahlenden Sopran-Stimme für die Micaëla verpflichtet wurde, wertet die Rolle spürbar auf, indem der Figur das Klischee des naiven Bauernmädchens genommen wird. Entsprechend eindrucksvoll wirkten ihre Auftritte. […] Über sich hinaus wuchs Jongwoo Kim als Don José, der die emotionalen Abgründe und Exzesse mit elektrisierender Intensität ausspielte und mit seinem brillanten, perfekt geführten und mühelos ansprechenden Tenor zu vokalen Höhepunkten führte. […] Darstellerische Präsenz und ein wandlungsfähiger Mezzo von samtener Wärme zeichnet die Carmen von Melissa Zgouridi aus, die die vielfältigen Fassetten der Rolle von unaufdringlicher Koketterie bis zum dramatischen Ausbruch vorzüglich zum Ausdruck brachte.
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Insgesamt ein gelungener, effektvoller und publikumsfreundlicher Auftakt der neuen Saison.
Heißblütige Beziehungsdramen
Gimpels Inszenierung setzt die von Bizet ebenso heißblütig wie drastisch geschilderten Beziehungsdramen treffend in Szene.
Dorothea Brandt verkörpert dabei stimmlich wie schauspielerisch als Micaëla sehr überzeugend die Unschuld vom Lande, die an ihrer kleinen, übersichtlichen Welt festhält. Melissa Zgouridi, ein wunderbarer Mezzo, ist als Carmen eine Idealbesetzung, weil sie in jeder Hinsicht unglaublich präsent ist und ihrem Charakter sehr prägnante Konturen gibt. Das gilt auch für Jongwoo Kim als Don José. Er hat eine brillante, aber noch angenehme tenorale Strahlkraft und genügend Heißblütigkeit, um den innerlich zerrissenen Liebhaber zu mimen.
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Chor, Extrachor und vor allem der ausgesprochen gut vorbereitete und wunderschönsingende Kinderchor des Theaters Hagen machen ihre Sache ausgezeichnet, was gerade in den turbulenten Szenen des letzten Aktes nicht immer einfach erscheint. Da geht es auf der vollen Bühne schon recht ungestüm zu, Derek Gimpel aber hat die Massen im Griff. Das triff t auch auf Joseph Trafton zu, der das Philharmonische Orchester Hagen von Beginn an ordentlich auf Touren bringt. […] Insgesamt gelingt in Hagen eine mehr als achtbare Aufführung des oft verkitschten Carmen-Stoff s, bei dem die Beziehungsdramen im Vordergrund stehen, die Spannung nicht zu kurz kommt und die Musik in den besten Händen ist.
Opernklassiker ganz zeitgemäß
In der Inszenierung der Bizet-Oper von Derek Gimpel am Theater Hagen ist Carmen eine Überlebenskünstlerin – eine gewitzte Opportunistin, die für ihre eigene Freiheit einiges zu opfern weiß.
Statt maßlos sinnlich und lasziv zeigt sich Melissa Zgouridi in der Hauptrolle stark, selbstbewusst und verletzlich. […] Das präsentiert sie auch in ihrem Gesang, der mal locker provozierend, mal düster und schwer den ganzen Saal in seinen Bann zieht. Mit ihr erscheint der bekannte Opernklassiker ganz zeitgemäß.
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Neben Carmen sind es vor allem Generalmusikdirektor Joseph Trafton und sein Philharmonisches Orchester Hagen, die das Publikum in Begeisterung versetzen. Aber auch das restliche Ensemble bezaubert.